Seit dem Sommer 2023 gestalten wir kontinuierliche Männerarbeit. Häufig treffen wir uns bei einem Lagerfeuer. Aber dieses Mal gab es etwas sehr Besonderes: Eine dreitägige Hüttenwanderung im Nationalpark Riesengebirge.
Als Dresdner verbindet uns mit diesem Ort vor allem eins: Hier entspringt unsere Elbe, der Fluß, der durch unsere Heimatstadt fließt.
So luden wir zu einer Wanderung von knapp 50 km ein – und zu einem Thema, das uns herausforderte: „Gegen den Strom“. Doch das nicht, weil unsere Füße uns flussaufwärts bis zur Elbquelle trugen, sondern, weil wir Männer uns in diesen Tagen mit dem Propheten Daniel beschäftigen würden. Ein Mann, der immer wieder mutig handelte. Der gegen den Trend seiner Zeit seinen Glauben öffentlich praktizierte. Ja, der unangepasst lebte, um stets an Gott festzuhalten. Doch was gab ihm die Kraft und Überzeugung, oft unter großem Risiko, gegen den Strom zu schwimmen?
Mitten im Wald, zwischen Heidelbeersträuchern und gebettet auf weichem Moos zeigte uns Tobias ein entscheidendes Element: Gebet war seine Quelle.
Wir Männer handeln oft lieber, anstatt innezuhalten. Oft liegt das an unsrer männlichen Natur. Daniel jedoch handelt anders. “Daniels Verhalten ist antizyklisch”, wie es Tobias ausdrückte. Wenn es bei ihm heiß wurde – beispielsweise bei der Deutung von Nebukadnezars Traum – ging er nicht gleich in Aktion, sondern folgte einem klaren Muster: Zuerst das Problem verstehen, er stellt Fragen. Dann bittet er um eine Frist. In dieser Zeit sucht er im Gebet Gottes Rat und empfängt eine Antwort. Erst dann handelt er. Doch noch bevor er mit Gottes Know-How das Problem löst, gibt er zuerst Gott Dank und Lob – immer wieder Gebet. Doch wie oft beten wir Männer zu Gott? Sehen wir es als eine Pflicht oder ist’s uns eine Herzensangelegenheit?
Los geht’s! Der Mensch ist fürs Gehen gemacht. Auch wir Männer wurden mit Füßen geschaffen, nicht mit Rädern. Der Gedanke an einen langen Fußmarsch jagte einigen einen Schrecken ein, und sie entschieden sich lieber zu Hause zu bleiben. Doch hier folgt kein Appell gegen Bequemlichkeit. Vielmehr bietet sich ein guter Vergleich zu Daniel: Lange Wege sind anstrengend. Gegen den Strom zu schwimmen ist ebenfalls anstrengend. Denn alles fließt in die andere Richtung. Deshalb fordert es nicht nur unsere körperliche Kraft, sondern auch Geduld, um gegen den Strom zu schwimmen und das Ziel zu erreichen. Daniel erlebte Gottes Nähe nicht in der schnellen Lösung von Problemen, sondern im Ausharren. Das wird besonders deutlich in der Geschichte von der Löwengrube. Obwohl er Gott folgte, änderte sich die Gefahr nicht. Die Umstände blieben die gleichen, aber sie wurden erträglich. „Daniel wurde nicht vor der Löwengrube gerettet, sondern in ihr“, mahnte Stephan uns. Das erinnert uns daran, wie wichtig es ist, uns immer wieder auf den Weg zu machen – auch wenn wir wissen, dass der Weg herausfordernd sein kann.
Diese Stichworte sind nur ein kurzer Einblick in die Zeit, die wir uns in den Bergen nahmen. Mal saßen wir dabei zwischen Felsen, waren windgeschützt zwischen Kieferbüschen oder dem Wetter ausgesetzt. Wir ruhten auf einer Aue mitten im Wald oder wanderten auf felsigen Wegen. Das Ziel unseres Wanderwochenendes war nicht nur die körperliche Herausforderung, sondern auch eine geistliche Reise. Auf jeden Fall genügend Zeit zum Austausch und um wieder einen Schritt zu wagen: zurück zur Quelle des Lebens.