Unser 5. Männertreff im Mai stand unter dem Thema „Prinzip Reziproke“. Wir trafen uns entspannt im Alaunpark und liefen noch bei gutem Wetter in den Priesnitzgrund. Unter der großen Autobrücke machten wir Halt, ein erster Input zu der Frage: Warst du schon mal der Letzte? Oder noch tragischer der Erste unter den Letzten – der leer ausgeht? Ein Szenario mit Angstfaktor. Doch wie sieht Gott diese Positionierung? Er sieht es nämlich genau andersherum. Jesus sagt in Matthäus 20, 16, dass „die Ersten die Letzten sein werden und die Letzten die Ersten“. Ein entscheidender Unterschied zu unserem menschlichen und männlichen Konkurrenzdenken, immer der Erste sein zu wollen.
Da wir uns zum letzten Männerabend über David als einen Mann nach Gottes Herzen unterhalten haben, schauten wir uns diesmal an, wie es mit David anfing. Denn er war der Letzte. Ja, als der letzte Sohn Isais und wurde er anfangs glatt vergessen. Anscheinend war er nicht der Typ, der König werden könnte, wenn man ihn mit menschlichen Augen sucht. Allerdings hat Gott einen anderen Blick auf uns und bewertet uns nicht danach, was wir alles haben oder schon können, sondern ob wir formbar sind und ob wir uns für IHN gebrauchen lassen wollen.
Auf dem weiteren Weg durch den Grund fing es direkt an zu regnen, und das nicht wenig. Aber wir haben uns als Ziel gesetzt, dass wir den Männertreff bei jedem Wetter durchziehen. Dafür ist es ja auch ein Männertreff. Schon leicht genässt, kamen wir an eine Bachüberquerung. Auf der anderen Seite lockten gute Getränke und die Aufgabe: Komme am schnellsten auf die andere Seite, sonst gehst du leer aus. Einige nahmen den direkten Weg durch den Bach, andere wählten den nahe gelegenen Baumstamm oder das morsche Gehölz als Brücke. Es gab auch nasse Füße, aber das gehört dazu. Interessant war zu beobachten, wie zielstrebig einige den direkten Weg nahmen, andere aber länger unschlüssig die passende Überquerung ausloteten und als Letzte ankamen. Menschen reagieren in unerwarteten Situationen immer charaktertypisch. So staunte ich nicht schlecht, dass man die heiß begehrte Wahre nicht einfach egoistisch einsackte, sondern aufeinander wartete und miteinander teilte.
Der Rückweg zum Domizil von Familie Kühne war hauptsächlich nass, sehr nass. Dort angekommen, konnten wir die Gastfreundschaft des Hausherrn genießen, der die Kleidung trocknete und allen gute Getränke mit Leidenschaft servierte.
Im letzten Input des Abend griffen wir noch einen weiteren Gedanken auf und begutachteten das Gleichnis des Weinbergbesitzers, der alle Tagelöhner gleich vergütete. Wir sahen einen gütigen Gott, der Chancen am Markt vergibt und so dem Benachteiligten zur Gerechtigkeit verhilft. Wie oft ist es in unserer Welt aber andersrum? Die Schere geht in vielen Bereichen auseinander. Ungerechtigkeit ist groß und gnadenlos wird in der Welt ausgebeutet. Doch Gott übersieht das nicht. Gerechtigkeit ist sein Wesen.
Durch die reziproke Reihenfolge der Lohn-Auszahlung sehen nun die Ersten, was sie erwartet. Sie sehen, dass der vereinbarte Lohn bezahlt wird. Auch darin zeigt sich Gottes Gerechtigkeit. Gott hält sein Versprechen und hintergeht nicht. Was aber im Kopf der Beobachter passierte, war, dass sie sich nun mehr Lohn erhofften als vereinbart wurde: «Wenn schon der Letzte, der weniger tat als wir, das bekommt – was bekommen wir?» Falsche Erwartungen entstanden, eine Gier nach mehr.
Im Kontext des Kapitels tauchte, dieses Ego selbst bei den Jüngern auf. Jesus lehrt auch sie das Prinzip des Reziproke. Er fordert von ihnen, nicht auf den ersten Platz zu drängen oder nach diesem zu gieren, sondern in Demut dienen zu können. Wer dies kann, der wird den ersten Platz einnehmen (Mt. 20, 26f.). Als Beispiel gibt uns Jesus sein Leben, denn
Der Menschensohn ist nicht gekommen,
Matthäusevangelium 20,27
dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene
und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.
Das stellt alles auf den Kopf.
Auch unser Leben.