Ein Gott der mich sieht

Die Sonne prasselt auf den Kopf nieder, es ist unerträglich heiß und außer Sand ist nichts zu sehen. In dieser Umgebung stapft orientierungslos eine Frau mit brennenden Füßen durch die Gegend und ist fast am Verdursten. Sie ist auf der Flucht, ohne feste Bleibe, ohne Versorgung und es gibt Keinen der ihr hilft. Hoffnungslos, niemand ist weit und breit in Sicht.

Sicher kennst du Situation in deinem Leben, in denen du dich ähnlich wie diese Frau fühltest: Am liebsten den Kopf in den Sand stecken.
Innere Ohnmacht, samt der Frage: „Und was jetzt?“ Kein Plan, wie es weiter geht.
Warum hat es Gott soweit kommen lassen? Sieht Gott mein Dilemma nicht oder hat er Wichtigeres zu tun, als sich mit meinen Problemen zu beschäftigen? Eigentlich benötige ich gerade jetzt seine volle Aufmerksamkeit.

Die Frau, welche in der Wüste Schur umherirrte und letztlich an einem Brunnen strandete, hieß Hagar und war die ägyptische Magd von Abrams Frau Sarai.
Sie kam in diese aussichtslose Lage, da die menschliche Ungeduld Gottes Pläne durchkreuzen wollte. Sarai hatte schon lange darauf gewartet einen Nachkommen zu gebären und damit Gottes Verheißung zu erfüllen (1. Mose 12). Bis ins hohe Alter passierte jedoch nichts. Ob Gott sie vielleicht vergessen hat? Ihre Geduld war am Ende und schließlich wollte sie den Prozess abkürzen: sie griff auf die damals übliche Sitte zurück, wodurch eine unfruchtbare Ehefrau ein Kind durch ihre eigene Magd bekommen konnte. Der Plan von Sarai ging auf und ihre ägyptische Sklavin wurde schwanger. Womit sie aber nicht rechnete: Hagar wurde ihr gegenüber stolz. Gekränkt und am längeren Hebel sitzend ließ sie, die Herrin, dies ihre Magd spüren, bis diese letztendlich flüchtete, da sie es nicht mehr ertragen konnte.

Alter Steinbrunnen

Mitten am Tiefpunkt von Hagars Leben passiert an der Wasserquelle dann etwas Unglaubliches. Der Bundesgott Abrams sprach sie – eine ägyptische Sklavin – durch einen Boten an und zeigte ihr den korrigierenden Weg. Er gab ihr Hoffnung für die Zukunft.

Gott ist nichts zu unwichtig

Auch wenn auf dieser Erde viel passiert, zeigt uns diese Gegebenheit, dass der Gott der Bibel kein ferner Gott ist. Selbst einer einfachen Sklavin schenkt er seine Aufmerksamkeit und sein Trost. Wie viel mehr ist er uns, als seinen Kindern jeden Tag so nah und offenbart sich in seiner Gnade, ohne dass wir es vielleicht immer mitbekommen?

Auch wenn du dich wie Hagar verlassen fühlst, so sieht er deine täglichen Nöte, versteht deine Situation und nimmt diese auch ernst.
Das bedeutet aber nicht, dass dadurch automatisch alles besser läuft und dir überall der rote Teppich ausgerollt wird, ohne Sorgen und Probleme. Hagar wurde auch nicht mit Gold überschüttet, ein Palast vor die Nase gesetzt und eine Dienerschaft anvertraut. Sie hatte die Botschaft erhalten zu ihrer Herrin zurückzukehren und sich unter ihre Hand zu demütigen. Jedoch erhielt sie eine Verheißung, so dass sie mit einer ganz anderen Einstellung und Gewissheit ihren Dienst verrichten konnte. Sie wusste:

Du bist ein Gott der mich sieht.

1.Mose 16,13

So fasse auch du in diesem Jahr neuen Mut. Rollt die ein oder andere unliebsame Situation auf dich zu, sei gewiss, du bist nicht allein. Du hast einen Gott der dich sieht. Schöpfe aus dem „Brunnen des Lebendigen, der DICH sieht“ (1. Mose 16,14) neues Vertrauen und Kraft. In diesem Sinne wünsche ich dir ein gesegnetes Jahr 2023 und möchte dir mit Davids Worten zusprechen: „Befiehl dem HERRN deinen Weg, und vertraue auf ihn, so wird er es vollbringen“ (Psalm 37,59).

Dieser Artikel ist in unserem Gemeindeblatt EINS/23 erschienen. Jeden zweiten Monat erscheint eine neue Ausgabe über unser Gemeindeleben. Die Printausgabe bekommst übrigens gratis in unseren Gottesdiensten.