Demut ist eine Haltung, kein Gefühl. Dahinter steht die Bereitschaft zum Dienen und eine begründete Ergebenheit, etwas Notwendiges hinzunehmen oder sich selbst als eher unwichtig zu betrachten. Als eine Geisteshaltung offenbart Demut ein Herz, dass sich dem göttlichen Willen unterwerfen will.
Dabei erinnert mich das im Englischen gebrauchte “Humility” (lat. humilitās: Niedrigkeit) an das human (engl.: Mensch), sodass ich mir die Frage stelle:
Bin ich Mensch – der gegenüber Gott, doch um einiges niedriger anzusehen ist – auch bereit ihm zu dienen? Das zumindest ist Demut.
Als Mensch hat uns Jesus in allen Lebensphasen darin ein Beispiel gegeben. Seine Mutter bewahrte es in ihrem Herzen! Sie war erstaunt wie Jesus Gott ehrt. Einmal als 12 jähriger im Tempel, aber auch weil er ihr “ein gehorsamer Sohn” war (Lk 2,51). Jesu Gehorsam ggü. den eigenen Eltern war Maria ein Zeichen von Demut. Zugleich war das Ehren der eigenen Eltern ein Zeichen der Demut vor Gott, einfach weil er das vierte der 10 Gebote befolgte. Stellt sich doch die Frage: Zeigt sich deine Demut, wie bei Jesus, sowohl an Menschen als auch gegenüber Gott?
Jesu’ Demut wurde gegenüber seinem himmlischen Vater sichtbar, indem er sich im allerersten Schritt vom Gott zum Menschen erniedrigte (Phil. 2,6f) und als ein der Sünde “versklavter” Mensch geboren wurde. Ich habe keine Ahnung, wie seiner Zeit die Absprachen im Himmel verliefen. Doch erkenne ich Jesu Demut darin, dass er das “Werk des Vaters vollbrachte” (Joh 4,34) und nicht auf halber Strecke stecken blieb, noch dagegen rebellierte. Alles wofür er lebte, war dem Vater zu dienen. Und diese “Entscheidung” ging sogar so weit, dass er selbst den menschlich demütigsten Verbrechertod am Kreuz starb (Phil 2,8).
Seine Jünger lehrt er jenes Prinzip der Demut: “Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt…”. Die ersten 3 Anweisungen für das Gebetsleben im Vaterunser sind ein Sinnbild für Demut (3x “Dein …”). Jesus lehrt seine Jünger eine durch und durch demütige Haltung im Gebet zu haben. Es ist nicht mein Wille, nicht mein Anliegen, dass zuerst Gesprächsinhalt ist. Natürlich soll es nicht ausgeklammert werden, aber hört man diese Haltung auch aus deinen Gebeten heraus? Sind Gottes Interessen an erster Stelle? Ja, welches Kreuz nimmst du hierbei auf dich?
Doch nicht nur für das Stille Kämmerlein gab Jesus den Jüngern ein sehr konkretes Beispiel des demütigen Handelns. In aller Öffentlichkeit wusch er seinen Jüngern die Füße. Diese Arbeit war nicht für ihn, den Gastgeber, bestimmt. Dafür hatte man Bedienstete oder Sklaven. Doch der Sohn Gottes war an diesem Abend ihr Diener und stellte seine Belange hinten an. Im Anschluss gab er seinen Jüngern die Aufgabe es ihm gleich zu tun (Joh 13,15).
Wir Menschen sind in Gottes Ebenbild geschaffen. Doch handeln wir ebenso in seiner Ebenbildlichkeit? Ist unsere Demut wiederum anderen ein Beispiel? So wie Jesu Haltung es seinen Jüngern wurde.
Ich gebe zu, nicht jeder ruft “Hurra!” und handelt voller Euphorie in Demut. Eins sei aber gewiss! Ja, man mag es kaum glauben. Demut lohnt sich! Denn Studien1 zeigen: “demütige Menschen sind körperlich und seelisch gesünder. Sie verhalten sich großzügiger, sind hilfsbereiter und sind dankbarer – was sie attraktiv für andere macht. Außerdem fällt es ihnen leichter, ihre eigenen Impulse bewusst zu lenken und sie überstehen stressige Erlebnisse mit weniger negativen Folgen.” Die Bibel beschreibt diesen Lohn auch, denn Gott belohnt Demut. Er tat es bei Jesus (Phil 2,9f.) und er verspricht es auch Gottes Kindern, jeden Demütigen “zu erhöhen zur rechten Zeit.” (1.Petr 5,6).
Demütigt euch vor dem Herrn, dann wird er euch erhöhen.
Jakobus 4, 10
So gleicht demütig handeln am Ende diesen einen Schritt zurückzutreten, um letztendlich zwei Schritte vorwärts zu kommen. Vorwärts in der Nachfolge Christi. Und wer möchte das denn nicht?
1 The Journal of positive Psychology, Jan 2016; N. Krause, K. Pargament, P. Hill, G. Ironson