Harre auf den Herrn

Harre auf den HERRN!
Sei stark, und dein Herz erweise sich als mutig,
und harre auf den HERRN!

Psalm 27, 14

Als Jugendlicher hat mich Harka, der Indianerjunge, fasziniert. Er konnte stundenlang reglos ausharren und warten, bis sein Vater ihm ein Zeichen gab, dass es weiter geht.
So eine Ausdauer und Geduld wünschte ich mir manchmal bei Lebensproblemen, die ich gerade nicht verändern kann.

Auf meinen Gott zu harren und geduldig zu warten, das ist besonders wichtig und fällt besonders schwer, wenn sich Schwierigkeiten auftun. Der Psalm 27 beginnt so zuversichtlich. David schreibt: „Der HERR ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?“ Bald darauf wechselt er aber zum Beschreiben der Bedrängnisse. Dennoch hält er an dem Nicht-Fürchten fest. Warum nur?

Ich glaube, er drückt den innigen Wunsch aus, in Gottes Nähe zu sein, „zu wohnen im Haus des HERRN alle Tage“. Er erinnert an die Aufforderung, Gottes Angesicht zu suchen, und das tut er. „Dein Angesicht suche ich“.

Gemeindeblatt 2022/Ausgabe Drei

Wie stellst du dir „das Angesicht“ suchen vor? Ich muss daran denken, wie mein Sohn manchmal mein Gesicht in die Hände nahm, um meines Blickes und meiner Aufmerksamkeit sicher zu sein. Auge in Auge, von Angesicht zu Angesicht. Das ist Begegnung,

Zuhören, innige Gemeinschaft. Danach sehne ich mich auch mit meinem Herrn und Gott. Auch in meinem Leben wechseln, wie in diesem Psalm, Lob und Dank mit neuen Herausforderungen und Bedrängnissen.

Harre des Herrn!
Harre an seiner Tür im Gebet. Harre zu seinen Füßen in Demut. Harre aus in Geduld in seinem Dienst. Harre an seinem Fenster in froher Erwartung.

C.H. Spurgeon

David hat nicht lockergelassen, wenn er keinen Frieden hatte. Er hat sich nicht damit zufrieden gegeben, den Weg zu kennen. Er wollte die Begleitung seines Herrn und seine Führung. Ich will mich nicht damit zufrieden geben, in der Bibel zu lesen, was der Weg für mich ist. Ich möchte meinem Herrn begegnen. Möchte wissen, ich habe sein Angesicht erblickt. IHN an meiner Seite zu wissen, das brauche ich. Das verändert mich, gibt mir Kraft für Heute und auch Mut für Morgen! Denn letztlich warten und harren wir doch auf das Wirkliche, Bleibende. Wer glaubt, blickt hinter die Kulissen dieser Welt, hinter Krieg, Leid, Betrug, Bedrückung und Korruption. Aber auch hinter die Liebe zu Dingen, die vergehen und zerbrechlich oder trügerisch sind. Die wahre Welt wartet schon auf uns. Noch haben wir hier aber Geduld, Gelassenheit und Vertrauen zu lernen, indem wir auf IHN harren.

Der Text ist im Rahmen des Editorial des Gemeindeblatt 2022, Ausgabe Drei erschienen

Gemeindeblatt 2022/03

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