Editorial: “Befreit von Idolen”
Unkraut jäten kann eine befriedigende Tätigkeit sein. Leider aber nur vorübergehend. Kaum bist du fertig beginnt es hinter deinem Rücken neu zu sprießen. So ist es auch mit den falschen Göttern, den Abgöttern, den Idolen (lat. Trug-/ Abbild) in unserem Leben. Lohnt es sich trotzdem zu jäten?
Als dem Volk das Warten auf die Rückkehr Moses zu viel wurde, sammelten sie sich bei Aaron und sagten zu ihm:
„Los! Mach uns einen Gott, der vor uns herzieht! Denn was aus diesem Mose geworden ist, der uns aus Ägypten hergeführt hat, wissen wir nicht.“ 2. Mose 32,1(-29)Das Volk Israel verlor die Geduld, als lange keine Reaktion von Mose oder Gott kam. Sie fühlten sich von Gott verlassen und wollten die Sache nun in die eigene Hand nehmen. Die Richtung, in die wir gehen, wenn wir am Ende unserer Geduld sind, spricht Bände über unser Verhältnis zu Gott. Ob wir näher zu ihm kommen oder uns von ihm abwenden hängt davon ab, wie gut wir ihn kennen. Wenn ich mich von Gott enttäuscht fühle, steht irgendein Götze schon bereit diesen Platz einzunehmen. Die Geschichte Israels in dieser Situation ist eigentlich meine Geschichte, es ist eine Diagnose des menschlichen Herzens und ich wage nicht, den Kopf über die Leute damals zu schütteln. Aaron wollte offensichtlich keinen anderen Gott machen, er suchte nach etwas, das die Eigenschaften unseres Gottes am besten zum Ausdruck bringt. Der Apis-Stier stand in Ägypten für Stärke und Fruchtbarkeit, es war ein vertrautes Bild. Heute sind unsere Abgötter auch keine exotischen Dinge, die uns fremdartig anmuten sondern sehr vertraut. Dinge, Gedanken und Ideen mit Wohlfühleffekt. Aber was sind denn meine Götzen, meine Idole? Das ist leicht herauszufinden. Zwei Fragen helfen dabei:
- Worüber denke ich in meiner freien Zeit nach?
- Und wem möchte ich gefallen?
„Der Sinn des Lebens ist, dass wir uns an die zweite Stelle setzen, und das Herz des Lebens ist, dass wir wissen, wen wir an die erste Stelle zu setzen haben.“