Das neue Hol(l)ywood?

Das Jahr 2014 ist für die christliche Filmlandschaft dahingehend interessant, dass einige große Kino Blockbuster erscheinen, die sich an biblischen Erzählungen orientieren und daher erstmal interessant klingen. So erschien mit Noah der erste große Film im April in deutschen Kinos. In Son of GOD (Deutsch = Sohn Gottes) konnte man sich zumindest in den USA die rekonstruierte Lebens- und Leidensgeschichte Jesu ab Februar anschauen. Und Weihnachten 2014 schließlich erscheint der Ridley Scott Film “Exodus: Gott und Könige”, u.a. über den Auszug der Israeliten aus Israel. Doch trotz all des Hypes um die Verfilmungen, ist nicht gleich jeder christlich anmutende Film auch als solches wertvoll. Manche Kritik war ja im Blätterwald der Medien nicht zu überhören und trotzdem habe ich mir nun einige der Filme angeschaut, um sie vorstellen zu können und zu erkennen: Hollywood ist nicht gleich Holywood.

Noah



In Noah sieht man auf beeindruckende Weise den Bau der Arche sowie das Zusammenkommen der Tiere. Ebenso ist die Sintflut, mit ihrer brachialen Gewalt so gut dargestellt, dass es einen den Bibeltext von neuen lebendig werden lässt. Geysir ähnlich sprudeln die Wasser aus der Tiefe. Peitschende Wellen lassen das Schiff schwimmen und zugleich die nach Zuflucht rennenden Menschen sterben. Später, in einem gewaltigen Ruck, der die Passagiere durchs Schiff fliegen lässt, landet die Arche auf dem Berg aus 1. Mose 8,4. Doch wer jetzt einen Film erwartet, der den Bibeltext eins zu eins wiedergibt, den muss ich enttäuschen. Es liegt nicht daran, das 4 Kapitel der Bibel für 2 Stunden Kinoabenteuer zu kurz wären. Nein der Autor will seine Geschichte mit seiner Fantasie, teils jüdischer Mythologie weiter ausschmücken – immerhin gibt es nicht nur hunderte Tage Schiffsabenteuer zu beschreiben. Daher ist eine Modifizierung der Originalgeschichte legitim, für viele Filme auch hilfreich, doch hier komme ich damit nicht so recht klar.
So haben 2 der 3 Söhne beispielsweise die Arche ohne ihre Frauen betreten müssen. Das scheint jetzt nicht weiter tragisch, doch ist damit der Konflikt vorprogrammiert. Denn wie sollen sie weiter Fortbestehen oder ihren Wunsch nach einer eigenen Familie nachgehen? Da aber zum Glück ihr ältester Bruder noch auf der Arche Vater von Zwillingsmädchen wird, scheint das Problem des ewig Single Seins gelöst. Hhm, ob das nun die bessere Lösungsvariante für die Story ist? Der immer unglückliche Zweite, Ham, scheint damit nicht so recht einverstanden zu sein. Und eigentlich auch Noah nicht. Denn nach seiner Auffassung wird die Familie nicht ewig fortbestehen dürfen. Japhet wird der letzte Mensch sein. Keine Enkel. Dann ist Aus und nur noch Unschuldige, die Tiere, haben Existenzberechtigung. Daher sagt er den Ungeborenen den Kampf an und trachtet fortwährend nach ihrem Tod. Aus diesem Grund entsteht in mir als Zuschauer eine starke Abneigung gegen den Protagonisten. Man Distanziert sich zu dem Retter und Erbauer der Arche. Und doch versteht man es nicht. Warum? Denn meines Erachtens wurde dieses Menschenbild von Noah dem Killer weder in der Haupthandlung prägnant erzeugt, noch steht solch ein Charakterzug in der Bibel. Die Bibel bezeugt ihn dagegen als “…ein frommen Mann und ohne Tadel zu seinen Zeiten; er wandelte mit Gott.” (1 Mose 6,9). Und aus diesen Gründen nimmt mich der Schreiber der Geschichte mit der Entwicklung auf dem Schiff nicht so recht mit, sodass ich trotz aller atemberaubenden Bilder über die Naturwunder/-kräfte nicht so glücklich war den Film gesehen zu haben.

Son of God



Die Macher der TV-Serie “Die Bibel” – erschien in Dtl. auf VOX – ist es gelungen einen sehr bibelnahen Film über das Leben von Jesus zu inszenieren. Doch auch wenn man ab und zu in der Bibel hin und her blättern müsste, (denn nicht alles erscheint chronologisch zum Originaltext) so durchlebt man dennoch während der 138 Minuten den Großteil des Johannesevangelium. Der Jünger Johannes ist es, der den Zuschauer in seine Erlebnisse mit dem Sohn Gottes hinein nimmt und uns das außergewöhnliche Leben des Christus durch einen klassischen Jesus-Typ-Darsteller – langes Haar, Vollbart, weiße Kutte, immer freundlich und doch den Tränen nah – vorstellt.
Aber neben der Nacherzählung des Bibeltextes dringt noch eine weitere Geschichte durch: die Sehnsucht des Volkes Israels nach Befreiung von der erdrückenden Last der römischen Besetzer. Mit Brutalität und Skrupellosigkeit handeln die römischen Soldaten des öfteren im Film. So stoßen sieh einen die Straße blockierenden Wagen einfache den Abhang hinunter, damit ihr Hauptmann den Stau nicht länger erdulden muss. Das tragische dabei: ein kleiner Junge sitzt noch auf dem Wagen und verliert bei der Aktion sein Leben. Auch tauchen die Römer getarnt als Bürger ins Gedränge und schlagen bei einer Kundgebung andere Bewohner Jerusalems nieder. Doch trotz dieser Tragik sehen nicht alle in Jesus ihren möglichen Retter. Das Volk sieht im Wunder tuenden Jesus, ihren Messias und Befreier. Der rebellische Barnabas hofft in ihm das Gesicht einer neuen Revolution zu finden. Doch für die religiösen Führer ist er der blasphemische Streithahn, welcher alles nur noch schlimmer macht. Denn die Römer sitzen am längeren Hebel und drohen mit der Zerstörung des Tempel und der Hauptstadt. So drängen also die jüdischen Wortführer mit Hinterlist den als “König der Juden” titulierten Jesus Kreuzigen zu lassen und erfüllen dadurch ungewollt die Prophetie aus Jesaja 53,5-7. Viele Jesus Filme enden mit der Auferstehung Jesu. Doch dieser Streifen lässt Johannes als alten Mann, im Exil lebend, zu Ende erzählen: Warum ist für Ihn Jesus das Licht? Was gab ihm den Sinn im Leben, für den er und die anderen Jünger zum Großteil bis in den Märtyrertod gingen?
Der Film lässt den Zuschauer also nicht nur mit dem Happy End zurück, sondern lädt zum Nachdenken und Gespräch ein. Viele Ausschnitte lassen sich daher sehr gut für Hauskreise nutzen, um u.a. sich den Text auch mal filmisch erzählen zu lassen.

Exodus: Gott und Könige



Zum Schluss möchte ich noch einen kleinen Einblick in den Ridley Scott Film Exodus: Gott und Könige geben. Er erscheint Weihnachten ’14 und stellt den israelitischen Helden Mose zur Schau. Doch nicht nur er, sondern die brüderliche Rivalität der beiden “Pharaossöhne” Ramses II. und Moses ist Zentrum der Handlung. Der Filmtitel, natürlich zweideutig interessant gewählt, weist auf den Auszug der Könige und den von Gott hin. Er spielt also auf den biblischen Exodus Israels an, aber er erzählt auch, wie Könige auszogen und kriegerisch neue Länder mit ihren Schätzen zu erobern.
Mose erfährt eines Tages in einer Vision von seiner Gottes-Berufung. Sie ist wohl auch der Anlass zum Disput beider Brüder, sodass wir als Zuschauer im Trailer gelockt werden  “…dann werden wir sehen, wer von uns beiden besser tötet…”
Was man im Blockbuster wirklich sehen wird, da kann man nur gespannt bleiben.
Der Bibelliebhaber sieht auf jeden Fall das Vorkommen der zehn Plagen, sowie den Zug des Volkes durchs Schilfmeer. Aber wie wird uns im Spielfilm Gott gegenüberstehen?
Auch wenn man biblische Inhalte erahnt, denke ich, dass wir eher einen imposanten, historischen Actionfilm mit biblischen Bezug erwarten müssen. So wie es uns eben das Filmplakat schon im Vorfeld serviert.