Gemeindeblatt – Feb 2017

Als Miniaturheiliger schreibt Luther an seinen Freund. Er gibt in dem Brief Melanchton und uns als Leser Einblicke in sein Herz. Luther will seinem Freund die Einseitigkeit zeigen und ihn zur Umkehr bewegen. Um die Umkehr eines Menschen geht es auch in weiteren Artikeln der Februarausgabe des Gemeindeblattes, bspw zum Jugendtag. Doch lest selbst. Sie steht für eingeloggte Mitglieder im Download oder zu all unseren Gottesdiensten in gedruckter Form zur Verfügung.

Martin sagte…

Ich werde sehr zurückgestoßen durch Deine so schlimmen und sinnlosen Sorgen… Das kommt daher, dass Du Dir allein glaubst, mir aber und anderen – zu Deinem großen Schaden – keinen Glauben schenken willst. […] Warum also hörst Du nicht umgekehrt auch auf uns, die wir wahrhaftig nicht nach Fleisch oder Welt, sondern ohne Zweifel nach Gottes Willen durch den Heiligen Geist reden? Wir mögen wertlos sein, wenn nur der, der durch uns redet, – das bitte ich – nicht wertlos ist.[…] Ich bin in der Sache der Allgemeinheit ganz wohlgemut und ruhig, denn ich weiß gewiss, dass sie recht und wahr, ja Christi und Gottes eigene Sache ist und darum nicht so schuldbewusst zu erblassen braucht, wie ich für mich persönlich als Miniaturheiliger erblassen und zittern muss. – (aus einem Brief an Philipp Melanchton in Augsburg, 30. Juni 1530)
 
Wir alle neigen zu Einseitigkeiten und manchmal zu einem Tunnelblick. Wohl dem, dem das bewusst ist. Gerade darum brauchen wir einander, wenn wir einen bestimmten Blick, eine bestimmte Sorge bzgl. der Entwicklung in der Gesellschaft oder auch der Gemeinde haben. Wenn wir überzeugt sind, die Lösung zu kennen – nur will niemand anderes sie so recht sehen – dann gibt es doch den, der der Herr der Gesellschaft und der Geschichte und der Gemeinde ist, der uns sagt:
  • „Seid nun nicht besorgt um den morgigen Tag!“ (Mt 6,34)
  • „Demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur rechten Zeit, indem ihr alle eure Sorge auf ihn werft! Denn er ist besorgt für euch.“ (1. Petr 5,7)
  • „Ich werde meine Gemeinde bauen, und alle Mächte des Todes können ihr nichts anhaben.“ (Mt 16,18)
  In erster Linie ist es Gottes Aufgabe, diese Dinge zu lenken und zum guten Ziel zu bringen. Wir brauchen einander, um uns zu korrigieren und gemeinsam einen besseren Blick auf diesen unseren Herrn und seine Gedanken zu bekommen. Damit wir nicht lau, nachlässig, müde und gleichgültig werden, sollen wir „aufeinander achten und uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Taten anspornen. Deshalb ist es wichtig, unsere Zusammenkünfte nicht zu versäumen, wie es sich schon einige angewöhnt haben. Wir müssen uns doch gegenseitig ermutigen, und das umso mehr, je näher ihr den Tag heranrücken seht, an dem der Herr kommt.“ (Hebr 10,24-25) Ja, es ist wichtig, dass wir uns zum Guten ermahnen und uns offen begegnen. Und es ist zugleich wichtig, zu überlegen, wo es Seine Liebe gebietet zu schweigen und den anderen zu tragen. Deshalb brauchen wir einander, um uns davon abzuhalten, anderen die Lasten aufzubürden oder neue Gebote aufzustellen. Gebote von denen die Schrift nichts weiß und die somit Unzufriedenheit wecken, die auch nicht zum Segen der Gemeinde führen.   „Weil Gott euch nun auserwählt hat, zu seinen Heiligen und Geliebten zu gehören, bekleidet euch mit barmherziger Zuneigung, mit Güte, Demut, Milde und Geduld!“ „So wie ihr über andere urteilt, wird man auch euch beurteilen, und das Maß, mit dem ihr bei anderen messt, wird auch euch zugemessen werden. Weshalb siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, bemerkst aber den Balken in deinem eigenen Auge nicht?“ … „Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat! Wie der Herr euch vergeben hat, müsst auch ihr vergeben! Doch das Wichtigste von allem ist die Liebe, die wie ein Band alles umschließt und vollkommen macht. Wir wünschen euch, dass der Frieden, der von Christus kommt, eure Herzen regiert, denn als Glieder des einen Leibes seid ihr zum Frieden berufen. Und seid dankbar! Gebt dem Wort von Christus viel Raum und lasst es seinen ganzen Reichtum in euch entfalten! Belehrt und ermahnt euch gegenseitig mit aller Weisheit!“ (Mt 7,2-3 + Kol 3,13-16)   Wir brauchen einander noch für vieles mehr, um uns zu trösten und zu ermutigen, miteinander zu leiden und zu feiern. Um uns Freude zu machen und Vorbild zu sein und sich um erkrankte Seelen und Körper zu kümmern. Deshalb hat Jesus Gemeinde erdacht und geschaffen. Lasst uns, wie Luther sagte, „Miniaturheilige“ sein, die eigene Begrenztheit erkennen und sich doch für andere gebrauchen lassen! Und sei offen für das, was dir dein Bruder und deine Schwester zu sagen und zu geben hat!